Die EOS 300D in der Astronomie:  
Test von 
Silvia Kowollik

letzte Änderung:
19.01.2005

 
Die EOS 300D soll meine 25 Jahre alte AE1 von Canon in der Astrofotografie ersetzen. Warum? Weil ich ungeduldig bin und meine Bilder gleich begutachten können möchte. Mit chemischem Film war mir das nicht möglich.

Der aufgehellte Himmel im mittleren Neckarraum erlaubt keine langen Belichtungszeiten, meine eigene Montierung auf dem Balkon ist auch nicht für lange Belichtungszeiten geeignet, da die Ausrichtung oft nicht richtig stimmt. Also wollte ich eine Digitalkamera, da kann ich gleich die Bilder ansehen.

Nach dem Kauf der Kamera studierte ich erst einmal 3 Stunden die Bedienungsanleitung, bis ich mit dem Bedienungsmenü klarkam. Vorläufig konnte ich die Kamera nur auf dem Stativ oder Huckepack auf der Montierung verwenden, da ich noch keinen Adapter vom Canonbajonet auf T2 und auch keinen Fernauslöser hatte. Ohne Fernauslöser waren nur 30 Sekunden Belichtungszeit möglich...
   
Ein erster Test Huckepack auf meiner Montierung zeigte bei 30 Sekunden Belichtungszeit und 400 ASA bei Blende 4.0 einen erstaunlich bunten Horizont. Das Licht der Esso-Tankstelle, des Industriegebietes und der Araltankstelle überzog das Bild wie Polarlicht. Allerdings konnte ich auch Sterne bis 7 mag erkennen.
   
Am nächsten klaren Abend ging es zur Sternwarte Stuttgart. In der Dämmerung schoß ich vom Park hinter der Sternwarte ein Stimmungsbild vom Löwen. Bei 400 ASA und 30 Sekunden wurde der Himmel taubenblau, aber Sterne bis 8. Größe waren auf dem Bild erkennbar.
   
Der nächste Test erfolgte Huckepack auf dem Starfire der Sternwarte Stuttgart. Mit einer Klemme befestigte ich die Kamera am Gestänge des Teleskopes. Trotz Großstadthimmel war es da (zumindest im Zenit) deutlich dunkler. Ca. 8.8 mag habe ich erreicht. Collinder 399 und Umgebung kamen schön raus...

Leider war auf 1/3 des Bildes das Teleskop abgebildet, das irritiert natürlich. Ich möchte gerne den gesamten Himmel fotografieren. Dazu ist jedoch Bastelarbeit angesagt. Auf den Rohrschellen des Starfires sind bereits Löcher mit M8 Gewinde vorhanden. Die messe ich aus und mache mir eine Metallplatte, die ich über die beiden Rohrschellen festschrauben kann. Von unten eine Fotogewindeschraube, oberhalb eine Mutter, und schon kann ich die Kamera stabil und sicher Huckepack setzen...

   

Hurra, der Adapter Canonbajonett auf M42 ist da! Einen Adapter M 42 auf T2 hatte ich bereits, einen Adapter T2 auf 2 "bekam ich über Gerd Neumann und M 42 auf 1 1/4 " habe ich bereits von früher. Jetzt kann ich die Kamera an alle Fernrohr einfach an Stelle eines 1 1/4 oder 2 " Okulares andocken!

   

Ausschnitt aus dem Bildfeld

29. April 2004: 1. Test am Cometcatcher (100/500) mit der Sonne:

Leider war der Himmel sehr diesig und auf der Sonne nicht viel los. Nur ein winziger Fleck. Aber zum Scharfstellen reichte der allemal... Mit dem USB- Kabel, das zur Kamera dazugehört und einer USB-Verlängerung  zog ich die Bilder direkt auf meinen Laptop im abgedunkelten Wohnzimmer. Mit dem mitgeliefertem Programm "Remote Capture" ließen sich Belichtungszeit und ASA-Zahl vom Schläppy aus regeln. Das beste Ergebnis gab es bei 100 ASA, 1/1000 Sekunde Belichtungszeit... Viel Zeit zum Testen hatte ich nicht, es kamen Wolken...
   

Ausschnitt aus dem Bildfeld

30. April 2004: 2. Test am Cometcatcher mit dem Mond:

Gegen 1 Uhr MESZ riß der Himmel nochmal für kurze Zeit auf und ich konnte kurz eine Testreihe am Mond schießen. 100 ASA und 1/250 Sekunden Belichtungszeit ergaben ein schönes Protrait unseres Trabanten...

   
Bildfeld mit Cometcatcher:

ca. 2,4 x 1,7 Grad

   

Vollmond mit Starfire

3. Mai 2004: Test bei fast Vollmond am Starfire:
Bildfeldbestimmung mit Hilfe vom Mond


Schade, unser Trabant paßte nicht komplett auf das Format, in der Höhe fehlen etwa 10%... :-((...

Hier machte sich der Verlängerungsfaktor von 1,6 durch den kleineren Chip bemerkbar. Die 1,6 Meter Brennweite des Starfires wurden zu 2,56 Metern...

   

1/4 Gesichtsfeld Starfire

Mein erstes Deepsky-Bild im Fokus des Starfires - der Hantelnebel:

Ach du Schreck, bei mehr als 20 Sekunden Belichtungszeit wurden die Sterne zu Strichen verzogen! In meiner Naivität dachte ich, ich kann es einfach mal 30 Sekunden laufen lassen... Das Bild ist ein Summenbild aus 20 Einzelaufnahmen, ein Summendark aus ebenfalls 20 Bildern mit der selben Belichtungszeit wurde von jedem einzelnen Rohbild abgezogen. Hier kam mir meine Erfahrung mit der Bildbearbeitung von Webcambildern zugute. Das Summenbild wurde im Kontrast und etwas in der Farbe angepaßt und zeigt einen Bildausschnitt bei 25% der ursprünglichen Größe.
   

Venustransit:

Bei 3,2 Meter effektiver Brennweite ging die Sonne nur zur Hälfte auf den Chip, die Venus ist sehr gut zu erkennen. Das Originalbild wurde auf 25 % verkleinert.

 

 

Beim Austritt war die Luft etwas unruhig, der leuchtende Ring konnte nur zur Hälfte abgebildet werden. Um ihn zu erwischen, wurde die Sonne stark überbelichtet. Das Originalbild wurde auf 25% verkleinert.

 

   
Bastelarbeiten Mitte Juli...

Auf den Rohrschellen des Starfires waren bereits Löcher mit M8 Innengewinde vorhanden. Den Abstand der beiden Rohrschellen und der Löcher habe ich vermessen und fertigte mir eine Metallplatte, die ich auf den beiden Rohrschellen festschrauben kann. Diese Platte soll zukünfzig als Grundfläche für die Huckepack-Kamerahalterung dienen... Ohne den silbernen Winkel habe ich Bilder im Querformat, mit Winkel im Hochformat...

   
NGC 457 - der Eulenhaufen oder "ET" am 23.7.2004

Die Nacht war leicht diesig, aber nach der öffentlichen Führung wollte ich noch ein bischen fotografieren, ET stand einigermaßen günstig und so baute ich die EOS an den Starfire.

Ausschnitt aus einem Summenbild aus 5 Aufnahmen mit 20 Sekunden Belichtungszeit bei 800 ASA, Darkabzug

   

Fernauslöser RC 5

3. August, der Fernauslöser ist da!

Leider spielte das Wetter nicht so richtig mit, es war andauernd bewölkt. Somit konnte ich noch keine nachgeführte Aufnahme mit dem Originalobjektiv huckepack auf der Nachführung machen...

Dieser Auslöser ist nur bedingt astrotauglich. Sitz die Kamera Huckepack oben auf dem Teleskop, kann ich den Sensor ca. 3 m über meinem Kopf nicht erreichen, da das Kameragehäuse dazwischen liegt. Also, für mich war das Teil ein Fehlkauf!

Abhilfe wird ein Drahtauslöser RS-60E3 bringen. Den gibts bei Ebay...

   

Korrekt Nachführen im Fokus eines Teleskopes, aber wie???

   
Bild Off-Axis-Guider

(kommt noch)

4. August:

Beim Gruschteln in der Kiste fiel mir ein unbenutzter Off-Axis-Guider mit Anschlußgewinde für Meade  in die Hände. Beim Fernrohrland fand ich einen passenden Adapter, mit dem ich diesen Off-Axis-Guider mit Hilfe eines T 2 Adapters von Baader und meinem Adapter T 2 auf 2 " ans Starfire adaptieren konnte. Und auch einen Adapter, mit dem ich das Meade-Gewinde am anderen Ende auf T 2 reduzieren konnte. Somit hatte ich endlich eine Möglichkeit, mein EOS-Gehäuse an den Off-Axis-Guider zu adaptieren.

   
Foto von Anordnung

(kommt noch)

Praxistest mit Off-Axis-Guider:

Der Himmel war zwar recht diesig, aber ich schraubte trotzdem alles zusammen und peilte einen hellen Stern am Himmel an. Dann stellte ich die Kamera scharf.

Mit einem Okular prüfte ich, ob der Stern im Fadenkreuz ebenfalls scharf zu stellen war. Na ja, so grad eben, ich mußte das Okular recht weit aus dem Stutzen ziehen... Mutig zentrierte ich den Stern sorgfältig und befestigte meine Webcam an Stelle des Okulares in dem Stutzen. Damit das Bild der Webcam scharf wurde, mußte ich die Webcam bis zum Anschlag an ihr Kunststoffgehäuse einführen. Glücklicherweise hatte ich den Anschlag am 1 1/4" Webcamadapter bereits abgedreht, da ich sonst mit M42 Fotoobjektiven nicht in den Fokus gekommen wäre. Leider konnte ich die Webcam so aber mit der Schraube nicht fixieren - die Schraube drehte sich in der leeren Luft...

Mit einem 12 mm Zwischenring (T2) zwischen Off-Axis-Guider und EOS 300D aus meinem Fotozubehör müßte sich dieses Problem jedoch lösen lassen. Nur hatte ich einen solchen Zwischenring nicht dabei...

   
  Abschattung durch Off-Axis-Guider:

 

   
Bild Reducer

(kommt noch)

Brennweitenverkürzung:

Mit den beiden Adaptern vom Fernrohrland kann ich noch ein weiteres Teil aus meinem Fundus an den Starfire adaptieren. Da lag doch glatt ein Focal-Reducer Faktor 0,6 in der Kiste. Also kann ich jetzt auch Aufnahmen mit 1,6 Meter Brennweite machen. Damit bekomme ich endlich Sonne und Mond sowie etliche Nebel und Galaxien komplett auf den Chip... Dieser Reducer funktioniert allerdings nur am Starfire, da ich 12 cm tiefer in den Tubus muß, am 16 " Newton ist der Fangspiegel im Weg...

   

Adapter FD Objektive an
EOS-Body

7. August, der Adapter für meine alten Canon FD Objektive ist da:

Das mit der Kamera mitgelieferte Objektiv 18/55 ist nicht besonders gut. Für Astroaufnahmen ist es fast zu lichtschwach. Daher habe ich mich nach einem Adapter umgesehen, mit dem ich meine guten, alten FD Objektive verwenden kann. Ein erster Test mit meinem lichtstarken FD Normalobjektiv am Taghimmel verlief positiv, ich konnte im Unendlichen scharf stellen und habe keine Vignettierung des Bildes entdeckt. Durch den kleineren Chip entspricht das Normalobjektiv nun einem 80 mm Tele, aber es ist ein lichtstarkes Objektiv, damit kann ich kürzere Belichtungszeiten erreichen...

Dieser Adapter hat eine kleine Linse, die dafür sorgt, daß man mit FD Objektiven an dem EOS Body auch im Unendlichen fokussieren kann. Allerdings muß man Blende und Schärfe von Hand einstellen. Ob diese Linse eine weitere Brennweitenverlängerung macht, muß ich noch testen...

Nachdem ich sie 2x nachts getestet habe, finde ich daß entweder meine alten Objektive Schrott sind, oder aber diese Linse. Alle Sterne haben Fähnchen...
Schade, so entsprechen die Bilder nicht meinen Erwartungen...

   
9. August 2004

M42 im Fokus des 7" Starfire, Mosaik aus 2 Bildern

30 x 20 Sekunden Belichtungszeit, 1600 ASA, Automatischer Weißabgleich

   
9. August 2004

NGC 2024 im Fokus des 7" Starfire, Ausschnitt aus dem Gesamtbild. Hier mußte ich das Bild extrem stark im Kontrast hochziehen, das verlangt nach mehr Belichtungszeit... Alternativ wäre eine höhere Deklination hilfreich, hier war Orion noch sehr dicht über dem Horizont, es hat mich halt "gepfupfertt"...

   
28. August 2004,

der Drahtauslöser RS-60E3 von Ebay ist gekommen. Jetzt kann ich ordentlich lange Belichten. Mal sehen, ob ich für den noch ein Zwischenstück bastel, damit das Kabel länger wird und ich nicht auf die Leiter zum Auslösen muß...

   
13. September 2004

Südliche Milchstraße gegen 22 Uhr auf der Emberger Alm, 120 Sekunden auf Stativ, Darkabzug. Mann, so ein Himmel sollte es mal in Stuttgart sein...

 

   
19. Oktober 2004

Orionregion mit 7" Starfire und Reducer. Belichtungszeit:30 Sekunden, 1600 ASA, Automatischer Weisabgleich, Dark- und Flatfieldabzug, 7 Aufnahmen gemittelt.

Leider ist der Reducer nicht besonders gut, er verzerrt am Bildrand die Sterne recht kräftig und sorgt zusätzlich noch für eine starke Vignetierung. Die Vignetierung bekommt man mit einem Flat in den Griff, die Verzerrungen leider nicht...

Aufnahme gegen 4 Uhr MESZ.

 

   
Links ein Rohbild mit Vignetierung,
rechts ein Flat
 
   
19. Oktober 2004

Ausschnitt aus dem obigen, fertig bearbeiteten Bild, hier fallen die Verzerrungen nicht so stark auf...

   
15. November 2004, Andromedanebel

M31, M32 und M 110 konnte ich mit der Shapleylinse am 7" Starfire gemeinsam abbilden. Die Vignetierung durch die Linse bekam ich einigermaßen über ein improvisiertes Flat an der hellgrauen Wand unseres 16"ers in den Griff.

28 Aufnahmen mit jeweils 30 Sekunden Belichtungszeit wurden mit Giotto gemittelt, bei der Vorbehandlung zog ich Dark und Flat von jedem Bild ab, beim Summenbild reduzierte ich noch den Grünstich und drehte etwas am Kontrast...

Das Bild ist seitlich beschnitten, da sich dort die Verzerrungen durch die Shapleylinse deutlich bemerkbar machten.

   
20. November 2004, M1

exzellente Durchsicht dank mehrtägigem Regen und affenkalt, aber überhaupt nicht feucht, also wagte ich mich an M1.

Dank des Reducers mit Faktor 0,6 hatte ich keinerlei Probleme mit Strichspuren und konnte volle 30 Sekunden in Serie mit festgeklemmtem Drahtauslöser machen. Aus 36 Einzelbildern entstand das nebenstehende Bild.

   
Und hier ein Ausschnitt des Bildes in Originalgröße, noch mal sehr sorgfältig nachbearbeitet und richtig gedreht, so daß Norden oben ist...
   
24. November, mein neues Originalobjektiv 80-200 ist da!

Mit diesem Objektiv Huckepack auf der Montierung hoffe ich, großflächige Objekte wie M31, M33, NGC 7000 und Ähnliche ablichten zu können...
   


Bildfeld ca. 6,5 x 4,2 Grad

Bildfeld und Farbreinheit:

Ein erster Test am fast vollen Mond ergab jedenfalls nur einen winzigen Hauch von Blausaum, ich denke, damit kann ich prima leben. Sobald es der Himmel hergibt und ich auch noch eine Sonnenblende aus Metall organisiert habe, mache ich meine erste nachgeführte Aufnahme Huckepack auf dem Teleskop...

Die Metallsonnenblende benötige ich, um vernünftige Flats machen zu können. Da ist Bastelarbeit angesagt...

 

Der Ausschnitt aus dem Originalbild in Originalgröße zeigt den Hauch von Blausaum...

 

 

 

   
15. Januar 2005, Komet Machholz mit 200 mm

Unter dunklem Himmel und abgeblendet auf 7.1 kam sogar der Schweif trotz Mondlicht raus. Bin von diesem "Billig-Objektiv" begeistert.

   
16. Januar, Flammennebel und Pferdekopfnebel mit 200 mm

Nach Mitternacht war der Mond weg, jetzt konnte die Kamera zeigen, wie es mit der H-Alpha Empfindlichkeit steht.

Dafür, daß der interne IR-Filter schon vor der H-Alpha Linie das meiste Licht kappt, ist das Ergebnis doch garnicht schlecht!

Helle Nebel in H-Alpha bekomme ich also auch, Voraussetzung: ein dunkler Himmel, damit ich lange Belichten kann!

Lange Belichten bedeutet bei diesem Objektiv 10 Minuten...

 

   


Noch Fragen oder Anregungen? Einfach eine Mail an: "astro@silvia-kowollik.de".


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