Deepsky-Aufnahmen
mit Farbfiltern
von
Silvia Kowollik

letzte Änderung:
22.02.2008

Die ersten Gehversuche mit der s/w Kamera DMK 21AF04.AS jenseits der Planetenaufnahmen (für die ich sie eigentlich wollte) haben sehr viel versprechende Ergebnisse gebracht. Die Belichtungszeiten für verschiedene Deepsky-Objekte waren unglaublich kurz. Nach jeweils rund 400 Einzelaufnahmen zwischen 1 und 4 Sekunden konnte ich nach dem Mitteln mit dem Freewareprogramm "Giotto" den Kontrast sehr weit anheben und so vorher unsichtbare Nebelbereiche deutlich hervorheben.

Technische Voraussetzung:

Natürlich kam schnell der Wunsch nach "bunten" Bildern auf. Um Farbbilder aufzunehmen, muß man für jeden Farbkanal (rot, grün und blau) eine eigene Sequenz aufnehmen. Dadurch wird die Aufnahmezeit verdreifacht. Man kann also pro Abend weniger Objekte aufnehmen, aber der Einsatz von Farbfiltern lohnt sich!
 

  Um zwischen den einzelnen Farb-sequenzen keine Bildfeldrotation zu erzeugen, darf die Kameraorientierung nicht verändert werden.

Die Farbfilter müssen also in einem Filterrad oder einem Filterschieber untergebracht werden.

Je nach Qualität des verwendeten Teleskopes muß zwischen den einzelnen Sequenzen nachfokussiert werden. Dies trifft besonders auf Fraunhofer Refraktoren zu.

Nimmt man mit einem UV-IR-Sperrfilter ein "Luminanzbild" auf, ist die Lichtausbeute höher als bei Verwendung eines Farbfilters, da durch den Farbfilter weniger Licht auf den Chip kommt. Dies kann zu etwas längeren Belichtungszeiten bei den Farbaufnahmen führen.

Bei den Farbfiltern sollte man darauf achten, daß diese einen integrierten UV-IR-Sperrfilter  besitzen. Visuelle Farbfilter ohne diese Schutzfunktion erzeugen bei der DMK unscharfe Bilder, da der IR-Anteil erst weiter aus dem Okularauszug heraus scharf abgebildet wird und so ein unscharfes IR-Bild dem scharfen Farbbild überlagert wird! Die CCD-Filter der von Astronomik kann ich aus eigener Erfahrung jedem empfehlen.

Beobachtungsplanung (Brennweitencheck):

Vor der Aufnahme eines Deepsky-Objektes sollte man mit einem Computerprogramm das Gesichtsfeld der Kamera simulieren, um die beste Brennweite für das Objekt herauszufinden. Mit Barlow-Linsen bzw. Okularprojektion kann man die Brennweite eines Teleskopes verlängern (das Objekt wird größer auf dem Chip abgebildet). Hat das vorhandene Teleskop eine zu große Brennweite für das gewünschte Objekt, kann durch den Einsatz einer Shapley-Linse die Brennweite bis zum Faktor 0,4 meist problemlos reduziert werden (dadurch kommt mehr vom Objekt auf den Chip).

Hat man die richtige Brennweite für die gewünschte Aufnahme, stellt man an einem hellen Stern in der Nähe akkurat scharf und fährt dann mit dem Teleskop auf das gewünschte Objekt.

Belichtungszeit bei Farbaufnahmen:

Jetzt macht man Belichtungsversuche. Auf dem Livebild sollte nur der hellste Bereich des Objektes zu sehen sein, nach dem Mitteln kann man den Kontrast bei jeder Sequenz erhöhen und so auch vorher unsichtbare Details hervor zaubern...

Nachdem die richtige Belichtungszeit gefunden wurde, werden mit dieser Einstellung ca. 450 Einzelbilder pro Farbkanal aufgenommen. Achtung, im Dateinamen das Objekt, die Belichtungszeit und die Farbe angeben!



Hier ein Einzelbild aus der Sequenz mit dem roten Farbfilter. Wenn man länger belichtet, tritt zwar der Nebel deutlicher hervor, aber der innere Bereich brennt dann zu stark aus...

Bildbearbeitung:

Jeder Farbkanal wird separat bearbeitet (Mitteln, Kontrast steigern, Schärfen). Das fertige Bild wird als Bitmap gespeichert. So schaut der rote Kanal nach der Bildbearbeitung aus:

Nachdem man alle Farbsequenzen bearbeitet hat, müssen die 3 Farben zu einem RGB-Komposit im Computer zusammengelegt werden. Etliche kommerzielle Bildbearbeitungsprogramme bieten dazu unter diversen Namen Funktionen an.

Ich verwende ein relativ altes Programm, "Paint Shop Pro 5.0" aus dem Jahr 1998. Dort gibt es eine Funktion "Farbkanäle trennen (RGB)" sowie "Farbkanäle kombinieren (RGB)". Um aus den Farbsequenzen Farbbilder zu erstellen, öffne ich ein neues (leeres) Bild mit 640x480 Pixeln, zerlege dieses Bild in die drei Farbkanäle, kopiere dann die fertig berechnetten Farbkanäle in die entsprechenden Farbauszüge und füge die 3 Farbauszüge wieder zu einem Farbbild zusammen. Dieses Bild zeigt im Normalfall die Sterne und Nebelanteile der Deepsky Objekte an etwas  unterschiedlichen Stellen im Bild.



Nun müssen die 3 Farbanteile des Bildes zueinander verschoben werden, bis sie genau zur Deckung kommen. Giotto bietet dazu die Funktion "RGB in Größe und Lage korrigieren".



Hier das fertige Bild :-))

Die Bildbearbeitung am Computer kann bis zu mehrere Tage dauern, hier muß man sich Erfahrung erarbeiten. Ein fertiges Farbbild von mir benötigt für die Bildbearbeitung etwa die 10-fache Zeit wie für die Aufnahme der einzelnen Farbkanäle aufgewendet wird...
 

 


Noch Fragen oder Anregungen? Einfach eine Mail an: "webmaster@silvia-kowollik.de".


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