Zur Entfernungsbestimmung im Weltall gibt es verschiedene Möglichkeiten:
· Radarmessung, Laserdistanzmessung
· Trigonometrische Parallaxenmessung
· Sternstromparallaxen
· Cepheiden (bis 2 Mpc)
· Novae (bis 4 Mpc)
· Kugelsternhaufen (bis 15 Mpc)
· H II-Regionen (bis 30 Mpc)
· Supernovaeexplosionen (bis 100 Mpc)
· Kosmologische Rotverschiebung
|
Schemazeichnung Radioping |
|
Schematische Darstellung der Parallaxenmessung |
Sternstromparallaxen
Die Mitglieder eines offenen Sternhaufens bewegen sich von der Erde aus betrachtet scheinbar alle gleich schnell in Richtung eines Fluchtpunktes (Vertex). Bekannte Vertreter der Gattung offene Haufen sind die Plejaden und die Hyaden im Sternbild Stier. Mißt man mittels Spektroskopie die Radialgeschwindigkeit (RG) der Sterne eines Haufens und ihre Eigenbewegung (EB), so kann man ihre Entfernung (Parallaxe) mittels der Formel pi = 4,74 x EB/RG x ctg alpha bestimmen. |
Sternstromparallaxenmessung |
Diese Methode stellt ein Bindeglied dar zwischen der Entfernungsbestimmung durch trigonometrischer Parallaxe (nur bei sonnennahen Sternen) und den photometrischen Parallaxen (für große Distanzen). Sie ist somit die Eichmethode für die letztgenannten Entfernungsberechnungen.
Cepheiden
Cepheiden gehören zu den sogenannten pulsationsvariablen Sternen. Sie
verändern ihre Leuchtkraft durch eine Veränderung der
Oberflächentemperatur und dem Durchmesser des Sterns. Riesen und/oder
Überriesen aller Spektraltypen können ein Cepheidenstadium durchlaufen.
Die Frequenz der Pulsation ist für den jeweiligen Stern konstant und
wird zur Berechnung der wahren Leuchtkraft herangezogen. Die scheinbare
Leuchtkraft m wird gemessen, davon die wahre Leuchtkraft M abgezogen, und
schon hat man die tatsächliche Entfernung. Deshalb werden sie auch als
"Leuchttürme des Kosmos" bezeichnet.
Lichtkurve eines Cepheiden |
Perioden-Leuchtkraft-Beziehung |
Entdeckt wurde die Perioden-Leuchtkraft-Beziehung 1912 durch Henrietta Swan Leavit und Harlow Shapley am Harvard Observatory bei Untersuchungen der Kleinen Magellanschen Wolke.
Es gibt 3 Arten von Cepheiden:
· Cephei-Sterne (hauptsächlich in Scheiben von Galaxien)
· W Virginis-Sterne (hauptsächlich in Halos von Galaxien)
· RR Lyrae-Sterne (hauptsächlich in Kugelsternhaufen, kurzperiodisch)
Novae
Novae sind Sterne, die zu den sogenannten Kataklysmischen Variablen gehören. Sie sind weiße Zwege, die zusammen mit einem weiteren Stern (meist ein roter Riese) ein enges Doppelsternsystem bilden. Dabei sammeln die weißen Zwerge über längere Zeit Materie von ihren Partnersternen an, bis auf der Oberfläche genügend Druck und Temperatur vorhanden ist, um das Wasserstoffbrennen einzuleiten, welches normalerweise im Inneren eines Sterns abläuft. |
Schemazeichnung Nova |
Durch diese Thermonukleare Reaktion leuchtet der Stern plötzlich um
vieles heller auf (7-16 mag) und wurde von den Astronomen Nova Stella (neuer
Stern) genannt. Novaeausbrüche ereignen sich pro Galaxie und Jahrhundert
des öfteren. Man nimmt an, daß sich alleine in unserer
Milchstraße hunderte von Novae pro Jahrhundert ereignen. Verfolgt man
den Verlauf der Lichtkurve, berechnet man daraus den Energieausstoß,
so kann man daraus auf die wahre Leuchtkraft M des Sterns schließen
und schließlich über das Entfernungsmodul m-M die Entfernung
bestimmen.
Kugelsternhaufen Kugelsternhaufen sind gravitationsgebundene Ansammlungen von Sternen im Halo von Galaxien. Die Sterne innerhalb eines Kugelsternhaufens entstanden alle zur gleichen Zeit, als die Galaxien noch jung waren und ihr Gas noch ein sphärisches Volumen hatte. Außerdem sind die Mitgliedssterne eines Kugelsternhaufens alle etwa gleich weit von uns entfernt. Somit kann man aus ihrer scheinbaren Helligkeit und ihrer Farbe anhand von Vergleichssternen aus dem Hertzsprung-Russel-Diagramm die Entfernung zu diesem Kugelsternhaufen bestimmen. |
Kugelsternhaufen M3 |
Es gibt jedoch 2 verschiedene Arten von Kugelsternhaufen. Die eine Sorte entstand vor ca. 10 Milliarden Jahren (Population II) und besitzt sogenannte metallarme Sterne, da zu dieser Zeit das interstellare Gas noch nicht mit Schweren Elementen aus Supernovaexplosionen angereichert war.
Kugelsternhaufen der Population I dagegen besitzen Sterne, die deutlich
metallreicher sind. Die Entstehung dieser Kugelsternhaufen wird zur Zeit
noch untersucht. Man geht davon aus, daß bei Kollisionen von Galaxien
Schockwellen innerhalb des intergalaktischen Gases zu vermehrter Sternentstehung,
sogenannten Starbursts führten. Da das Gas durch
Supernovaeexplosionen mit schweren Elementen angereichert wurde, sind die
so entstandene Sterne metallreicher. In unserer Milchstraße wurden
bislang keine derartigen Sternhaufen beobachtet.
H II-Regionen
H II-Regionen sind Gebiete innerhalb von Galaxien, in denen Wasserstoffgas durch die intensive UV-Strahlung heißer, blauer Sterne (O- und B-Sterne) ionisiert wird und dadurch Strahlung im optischen Bereich sowie im Infraroten und Radiostrahlung emittiert.Durch Dichtewellen oder Jets werden sogenannte Starbursts ausgelöst, viele neue Sterne werden innerhalb kurzer Zeit geboren. |
H II-Region |
Man nimmt an, daß diese H II-Regionen überall in etwa die selbe Leuchtkraft besitzen, und bestimmt über m-M die Entfernung. Dazu sucht man die 5 hellsten H II-Regionen innerhalb der zu beobachtenden Galaxie und mittelt ihre Helligkeit.
Supernovaeexplosionen
Am Ende ihes Sternenlebens explodieren massereiche Sterne und leuchten dabei für ca. eine Woche milliardenfach heller auf. Dabei können Supernovae in fernen Gala-xien das gesamte Licht dieser für uns nur schwach leuchtenden Gebilde überstrahlen. In der Vergangenheit wurden Supernovae in der Regel durch Vergleiche von Himmelsfotografien entdeckt. Zwischenzeitlich ist man auch in der Lage, den Neutrinopeak einer Supernovaexplosion zu registrieren. Ereignet sich eine solche Explosion in unserer Nachbarschaft und wird rechtzeitig entdeckt, so kann über Wochen oder Monate hinweg ein Spektrum gewonnen und ihre Leuchtkraft bestimmt werden.
Dabei hat sich herausgestellt, daß es auch hier 2 unterschiedliche
Verlaufsmuster gibt.
Supernova Typ I |
Supernova Typ II |
Supernovae vom Typ II enthalten in ihrem Spektrum Wasserstofflinien und wurden bis heute nicht in elliptischen Galaxien beobachtet. Supernovae des Typ I enthalten keine Wasserstofflinien in ihrem Spektrum, wurden aber in allen Galaxietypen beobachtet. Daraus folgert man, daß Typ II aus Sternen mit mehr als 8-facher Sonnenmasse entstehen und zum Neutronenstern werden.
Typ I entwickeln sich aus einem Doppelsternsystem mit einem weißen Zwerg und einem Riesenstern, wenn beide Sterne sich annähern und schließlich kollabieren.
Aus der beobachteten scheinbaren Helligkeit und dem zeitlichen Profil des Helligkeitsabfalles schließt man auf die Masse des ursprünglichen Sterns, daraus leitet man die tatsächliche Helligkeit ab und bestimmt wiederum über das Helligkeitsmodul die Entfernung.
|
Spektren, rotverschoben |
|
Rotverschiebung |
Noch Fragen oder Anregungen? Einfach eine Mail an: "astro@silvia-kowollik.de".
Zurück zu meiner Eingangsseite?: Silvias Homepage