Sonnenfinsternis in Side/Kumköy (Türkei)
mit Minimalequippment
am 29.03.2006 von
Silvia Kowollik

letzte Änderung:
12.04.2006

Am Tag der Finsternis galt mein erster Blick dem Himmel - strahlendes Blau. Beruhigt ging ich ans Frühstücksbuffet und stärkte mich ausgiebig :-))...

2 Stunden vor Beginn der partiellen Phase wollte ich an der Rezeption das versprochene Verlängerungskabel abholen, da es am Strand keinen Strom für meinen Laptop und den Camcorder gibt. Aber der Tageschef winkte ab. "Sie dürfen als Fotograf aufs Dach. Da hat es Strom, Sie benötigen kein Kabel. Unser Techniker hat alles geregelt".

Also ging ich aufs Dach, um mich mal umzuschauen. Ein traumhafter Blick über die Küste, im grellen Licht auf dem hellen Dach mußte ich die Augen ganz schön zusammenkneifen. Also schleppte ich mein Geraffel aufs Dach, baute auf und belegte die einzige! Steckdose mit meiner mitgebrachten 4-fach Steckdose. Auf einem Tisch baute ich meine Schattenbox auf, als Gewicht gegen den Wind und zwecks Hitzevermeidung legte ich schnell noch ein weißes Handtuch darüber, dann schloß ich den Schläppy an und stellte den Camcorder auf das Stativ. Kabelsalat angeschlossen und ein erster Blick in meine "Dunkelkammer". Es funktionierte. Ich konnte auf dem Laptopbildschirm das Bild vom Camcorder sehen :-)...



Camcorder mit Sofi-Folie bestückt, auf ein Fotostativ gesetzt und per Firewire-Kabel mit dem Laptop verbunden. Die Nachführung erfolgte per Hand
 



Meine Schattenbox, so konnte ich trotz extremer Helligkeit das Bild vom Laptopmonitor sehr gut sehen und den Camcorder manuell scharf stellen.



Hotelpersonal beim Blick in meine Schattenbox

 

Das Gewusel und die Lichtveränderung auf dem Dach wollte ich mit der Webcam festhalten (alle 10 Sekunden 1 Bild). Dazu hatte ich sie auf dem Aufbau hinter mir in den entsprechenden Winkel ausgerichtet und scharf gestellt.

Leider hat dann jemand die ausgerichtete Webcam berührt und den Winkel samt Schärfe verstellt. So habe ich 3 Stunden unscharf gegen die Sonne fotografiert. Die Bilder waren alle total überbelichteter Schrott und ich hab sie schweren Herzen weggeworfen :-((...

         



Partielle Phase der Sofi mit dem Camcorder aufgenommen, dank der winzigen Sonnenflecken am linken Sonnenrand konnte ich
relativ einfach scharf stellen.

         


Die EOS 300D kam mit dem 200 mm Teleobjektiv auf einem leichten Fotostativ zum Einsatz. Auch sie war per Kabel mit meinem Laptop verbunden.
 



Das Hotelpersonal versorgte uns vorbildlich
mit Getränken, allerdings war der Andrang
eher spärlich. Wir wollten anfangs nichts
trinken, "Gucken" war uns wichtiger :-))...



Blick nach Westen auf die angrenzenden Hotelstrände, am Himmel sind leichte
Schleierwolken zu sehen.

 

Ca. 20 Minuten vor der Totalität wurde es sehr windig, die Besucher frohren teilweise recht heftig. Mir war die Abkühlung recht, denn die Aufregung brachte mich zum Schwitzen. 2 Kameras zu bedienen und von Hand immer wieder Nachzurücken war ganz schön anstrengend.
         


Sonne mit 200 mm Teleobjektiv gegen 11:54 Uhr MESZ
 



Sonne mit 200 mm Teleobjektiv gegen
12:42 Uhr MESZ

 

Sonne mit 200 mm Teleobjektiv gegen 12:50 Uhr MESZ

8 Minuten vor der Totalität bemerkte ich im schwächer werdenden Licht, daß die rote Warnlampe am Camcorder leuchtete. Bandende! Hektisch wechselte ich das Band. Das hätte ich glatt verschwitzt. Aber ich schaffte es noch rechtzeitig, 2 Minuten später surrte der Camcorder wieder...

Der Himmel wurde zusehends dunkler, Venus erschien und jetzt wurde es auch mir komisch zu Mute. Das Hotelpersonal war ganz aus dem Häuschen, vereinzelte spitze Schreie erklangen von den Damen, die in ihren dünnen Kleidern regelrecht zitterten. Aber keine lief weg, um sich eine Jacke zu holen ...
 


"Abendrot" während der Totalität, Blick nach Süden...
 



"Abendrot" während der Totalität, Blick
nach Westen...

 

Die Fotografen linsten durch ihre Kameras, das Klicken der Kamera-Verschlüsse war rund um mich zu hören...
         



Die Totalität mit dem Camcorder, bei der nächsten Sofi versuche ich eine Belichtung durch einem neutralen Graufilter, eventuell
erwische ich dann auch die rötlichen Protuberanzen...

 
  Der Anblick der total verfinsterten Sonne mit ihren langen Minimums-Streamern war für mich einfach überwältigend. Viel zu spät habe ich den Filter vom Camcorder und der EOS weggenommen. Somit habe ich kein vernünftiges Bild vom Diamantring zum 2. Kontakt oder dem Perlschnurphänomen. Beim Blick durch den Sucher der EOS habe ich entdeckt, daß ich mir die Schärfe verstellt hatte, oder der Temperaturverlauf für Unschärfe gesorgt hatte. Die richtige Scharfstellung hätte mich wertvolle Beobachtungszeit gekostet. Also beschloß ich, nicht in Hektik zu verfallen, sondern das Schauspiel visuell in der verbleibenden Zeit zu genießen. So ist das linke Bild mit der EOS eben etwas unscharf. Ich hatte ja noch im Hinterkopf, daß der Camcorder mitläuft.

Der hatte sich jedoch wegen einem Stromausfall kurz abgeschaltet, ehe er auf Akkubetrieb weiter aufnahm! Und meine programmierten Einstellungen zu Belichtungszeit, Blende und Empfindlichkeit waren futsch. Somit wurde die Totalität mit der Automatik aufgezeichnet, nachdem der Stromausfall vorüber war. Am Bildschirm war mir bei der kurzen Kontrolle nicht aufgefallen, daß sich die Automatik eingeschaltet hatte. Den Unterschied hätte ich nur bemerkt, wenn ich ununterbrochen auf den Bildschirm gestarrt hätte...
 




Verkleinerte Camcorderaufnahmen vom 3. Kontakt

         


Nach der Totalität war die Spannung weg, entspannt beobachteten wir den weiteren Verlauf bis zum 4. Kontakt...
 



Göttergatte Gurke beim Beobachten der
partiellen Phase.
 

 

Das Dach wurde schnell leer, nur noch eingefleischte Beobachter verfolgten die Sofi bis zum Schluß...
         

         
Die Auswertung der Daten ergab, daß der Camcorder für die partielle Phase durchaus ohne weitere Optikunterstützung einfach auf einem Fotostativ benutzt werden kann. Während der Totalität ist jedoch eine Spiegelreflexkamera, mit der man die Blende und Belichtungszeit feinfühliger regeln kann, besser. Die Sonnengröße mit dem Camcorder bei 16 - fach Zoom (optischer Zoom) entspricht etwa einer Aufnahme mit der EOS mit einem 200 mm Teleobjektiv.
         
   

Hier gibt es eine Animation des gesamten Sonnenfinsternisverlaufes (1. - 4. Kontakt)
aus Camcorderbildern.
Achtung, sie ist rund 500 kB groß!

   
         
   

Hier gibt es eine Animation des Wetterverlaufes
während der Sonnenfinsternis, die Einzelbilder stammen von Danilo Baroni, gleichfalls mit einem Camcorder aufgenommen, auch ca. 500 kB groß!

   
         

 



Collage aus Camcorderbildern während der partiellen Phase und einer Aufnahme mit der EOS 300D mit 200 mm Teleobjektiv



 


Noch Fragen oder Anregungen? Einfach eine Mail an: "astro@silvia-kowollik.de".


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