Astrofotografie - Betätigungsfeld nur für hochkarätige Profi's?

Ganz gleich, ob Sie sich dem Thema Astrofotografie als Amateurastronom/in oder Amateurfotograf/in nähern, Publikationen für Anfänger in diesem Bereich sind kaum zu finden. In den Regalen der Buchhandlungen stehen zwar etliche anspruchsvolle Bildbände, aber die meisten Abbildungen kommen von Observatorien mit großen Instrumenten und sind mit sehr langen Belichtungszeiten und unter hohem technischen Aufwand hergestellt. Mit diesem Artikel will ich zeigen, daß es auch Ihnen gelingen kann, eindrucksvolle Bilder zu erhalten.

Voraussetzungen

Um Astrofotografie betreiben zu können, benötigen Sie eine Kamera, die Langzeitbelichtungen erlaubt. Damit Ihre Bilder nicht verwackeln, sollten Sie ein standfestes Stativ besitzen und Ihre Kamera benötigt einen Anschluß für einen Drahtauslöser.

FilmmaterialFilmmaterial: Von den einzelnen Filmherstellern gibt es spezielle Filme zur Astrofotografie, aber für die ersten Aufnahmen empfehle ich Ihnen, einen normalen Diafilm mit einer Empfindlichkeit von 100, 200 oder 400 ASA zu verwenden.

Objektivauswahl:

Mit dem Normalobjektiv (Brennweite f = 50 mm) lassen sich sehr schöne Aufnahmen von großen Sternbildern wie Orion, Cassiopeia, Schwan, Adler, Löwe, Großer Wagen usw. machen. Da Normalobjektive in der Regel einen Winkel von ca. 45° erfassen, unterscheidet sich die Abbildung auf dem Dia kaum vom gewohnten Himmelsanblick. Bei einer durchschnittlichen Lichtstärke von 1:1,8 gelangt auch bei kurzen Belichtungszeiten genügend Licht auf Ihren Diafilm. Für astronomisch ungeübte Beobachter/innen bieten sie außerdem den Vorteil, daß Sterne bis 4. Größe mit dem blosen Auge im Sucher gesehen werden. So können Sie die Kamera exakt auf die zu fotografierende Himmelsregion ausrichten.

Mit einem Weitwinkelobjektiv (Brennweite f = 24 mm) läßt sich fast der doppelte Winkel, nämlich ca. 83° erfassen. Damit können Sie eine Himmelsrichtung annähernd komplett abbilden. In Verbindung mit Objekten am Horizont können Sie so ausdrucksstarke Dias erzeugen. Die meisten Weitwinkelobjektive besitzen eine Lichtstärke von 1:2,8. Daher sehen Sie im Sucher nur noch Sterne bis 3. Größe, aber Ihr Diafilm sammelt das Licht über die gesamte Belichtungszeit und auf dem Dia erscheinen auch die lichtschwächeren Sterne .

Besitzen Sie ein Teleobjektiv (Brennweite f = 100 - 300 mm), so können Sie sich damit in den Bereich der kleinen Sternbilder, sowie Sonne und Mond vorwagen. Gute Teleobjektive haben eine Lichtstärke von 1:2,5 bis 1:3,5. Sie sehen daher im Sucher nur helle Sterne, was das Ausrichten Ihrer Kamera auf das gewünschte Objekt etwas erschwert. Je nach Brennweite erfaßt Ihr Objektiv einen Himmelsausschnitt von 24 bis 8° . Bei längeren Belichtungszeiten macht sich hier die Rotation der Erde in Form von Sternstrichspuren bemerkbar.

Mit einem großen Teleobjektiv (Brennweite f = 500 - 2000 mm) können Sie sehr schöne Aufnahmen vom Mond oder der Sonne erzeugen. Da diese Objektive eine Lichtstärke von 1:4,5 bis 1:11 besitzen, sind sie ohne Nachführung für das fotografieren von Sternen ungeeignet.


Achtung, fotografieren Sie niemals ohne geeignette Filter die Sonne - Sie könnten sich die Augen durch die UV- und IR-Strahlung verbrennen!


Varioobjektive (Brennweite f = 28 - 50 mm, f = 35 - 70 mm, f = 85 - 300 mm usw.) sind für die Astrofotografie nur bedingt geeignet, da sie mit Lichtstärken von 1:3,5 bis 1:11 eine magere Lichtausbeute auf den Diafilm bringen.


Tabelle 1:

Objektiv Brennweite : Himmelsausschnitt max. Belichtungszeit
Weitwinkel 24 mm 83 ° 30 s
Weitwinkel 28 mm 75 ° 28 s
Weitwinkel 35 mm 64 ° 25 s
Normal 50 mm 46 ° 20 s
Tele 100 mm 24 ° 15 s
Tele 135 mm 18 ° 12 s
Tele 200 mm 12 ° 8 s
Tele 300 mm 8,3 ° 4 s
Tele 500 mm 5 ° 1 s

Belichtungszeit: Die Belichtungszeit für eine punktförmige Abbildung der Sterne auf Ihrem Dia hängt vom verwendeten Objektiv ab. Durch die Rotation der Erde beschreiben die Sterne am Himmel einen Kreisbogen. Je kleiner der abgebildete Himmelsausschnitt ist, (also je länger die Brennweite f), desto länger werden bei gleicher Belichtungszeit die Strichspuren.

Ohne Nachführung der Kamera liegen die Belichtungszeiten mit den hier beschriebenen Objektiven zwischen 1 und 30 s (s. Tabelle 1). Die Anzahl der abgebildeten Sterne auf Ihrem Dia hängt von der gewählten Empfindlichkeit Ihres Diafilmes, der Belichtungszeit und der eingestellten Blende ab. Die meisten Bilder, die ich Ihnen in diesem Artikel vorstelle, wurden mit einem 400 ASA Diafilm bei Blende 5,6 aufgenommen.

Tabelle 2

Film: 400 ASA Diafilm
Bild  Nr.: Objektiv: Blende: Belichtungszeit : Motiv: Datum: Uhrzeit:
   1 50 mm 5,6 2,5 s "UFO" (Skybeamer) 22.11.95 01.30
   2 24 mm Automatik 25 s Fluoreszierende Nachtwolken 27.11.95 01.30
   3 24 mm 5,6 25 s Sirius, Orion und Aldebaran 27.11.95 02.00
   4 50 mm 5,6 15 s Orion 27.11.95 02.10
   5 135 mm 5,6 7 s Gürtelsterne, M42 27.11.95 02.15
   6 24 mm 5,6 300 s Strichspuren um den Polarstern 19.08.96 23.45
   7 500 mm Automatik 1/1000 s Sonne hinter Wolken 14.11.96 16.55
   8 500 mm 8 1/1000 s Sonnenuntergang 14.06.96 21.09
   9 24 mm Automatik 3 s Dämmerungsstrahlen 14.06.96 21.30
 10 24 mm 11 Mehrfachbelichtung, jeweils 10 s Mondbahn bei der Mondfinsternis 27.09.96 02.00 bis 05.00

Bildergalerie:

Strichspuren rund um Polaris (ca. 56 kB)
Sonne hinter Wolken (ca. 23 kB)
Sonnenuntergang (ca. 44 kB)
Abenddämmerung (ca. 27 kB)
Mondfinsternis (ca. 39 kB)
Mond mit Schneefeld (ca.27 kB)
Leuctturm mit Mond (ca. 24 kB)
Mastspitze mit Mond (ca. 20  kB)
Sonnenuntergang (ca. 23 kB)
Sonnenuntergang (ca. 20 kB)

Kameraeinstellungen

Schalten Sie bei Ihrer Kamera die Belichtungsautomatik aus und wählen Sie für Ihre erste Diaserie die Blende 5,6. Diese Blendeneistellung ist ein vernünftiger Kompromiß zwischen Tiefenschärfe und einfallender Lichtmenge. Bei den meisten Spiegelreflexkameras wird der Spiegel durch einen Elektromagneten weggeklappt - für eine Beobachtungsnacht sollten Sie daher eine volle Batterie in die Kamera einlegen.

Motivauswahl

Mit dem Weitwinkelobjektiv können Sie die Planeten bereits in der zweiten Hälfte der Dämmerung fotografieren, zusammen mit einzelnen Bäumen, Gebäuden am Horizont oder den Umrissen einer entfernten Stadt ergeben sich reizvolle Motive. Auch großflächige Sternbilder lassen sich bei guten Sichtbedingungen sehr schön auf's Dia bannen.

Mit dem Normalobjektiv, besonders im Hochformat, können Sie sehr eindrucksvolle Dias des nächtlichen Sternenhimmels erhalten. Einzelne Gebäude im Vordergrund, Funktürme oder Leuchttürme vor dem Sternenhintergrund kommen gut zur Geltung. Besonders schön sind Strichspuraufnahmen der Himmelsregion rund um den Polarstern (Belichtungszeit ca. 30 min oder mehr).

Mit dem Teleobjektiv können Sie stimmungsvolle Sonnenauf- oder Untergänge fotografieren, besonders der Wiederschein auf einer Wasserfläche oder über einem Schneefeld geben Ihrem Dia eine besondere Note. Wolken, die durch den Mond angestrahlt werden, ergeben ebenfalls reizvolle Motive.

      Tipps und Tricks:


Ich hoffe, daß ich mit diesem Artikel Ihre Lust auf Astrofotografie geweckt und die dringendsten Fragen zu diesem Thema verständlich beantwortet habe.


Noch Fragen oder Anregungen? Einfach eine Mail an: "astro@silvia-kowollik.de".


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Letzte Aktualisierung: 27.11.2002