Ohne perfekte
Einnordung/Polhöhenausrichtung der Montierung kann man nur relativ kurz
mit der Sphinx belichten. Mehr als 30 Sekunden Belichtungszeit durch den
8" Newton ergaben bei mir immer Striche oder zumindest eiförmige
Sterne. Bei der Fotografie von Planeten ist das kein Problem, da sind
die Belichtungszeiten viel kürzer. Aber Deepsky Objekte konnte ich so
nicht mit meiner EOS 400D fotografieren.
Prinzipiell
gibt es 3 Möglichkeiten zum Anschließen einer Kamera für´s
Autoguiden:
- mit einer Guidingcam durch das Hauptrohr für eine
Huckepack-Aufnahme nachführen
- mit einer Guidingcam durch ein Leitrohr für Aufnahmen im Hauptrohr
nachführen
- mit einem Off-Axis-Guider durch das Hauptrohr einen Leitstern am Rand
zur Nachführung
nutzen, während man mit der Kamera durch das Hauptrohr
fotografiert.
Durch den kurzen Fokusweg beim 8"
Newton fällt Möglichkeit 3 - der Einsatz eines Off-Axis-Guiders
- ohne weiteres Zubehör weg. Dann komme ich mit der EOS 400D nicht mehr in den Fokus. Also
beschränke ich mich momentan auf "huckepack" oder
parallelbefestigung meiner Aufnahmeoptik (200 mm Teleobjektiv, 500
mm Teleobjektiv).
Wie kommen die Autoguiding-Signale ins Starbook?
Das Starbook besitzt eine RJ12-Buchse
(= Westernsteckerbuchse, bekannt aus der Telefontechnik) mit der
Aufschrift "Autoguider". An diese Buchse kann man entweder
eine ST4-kompatible "Standalone Guidingcam" (ALccd5, Starlight Lodestar,
Atik16ic, ...) anschließen, oder ein externes GPUSB-Interface, welches
die Signale vom Nachführrechner per Optokoppler auf den RJ 12 Stecker
überträgt. Bei der letzteren Lösung benötigt man noch eine Kamera,
deren Signal mit einem Freeware Programm (PHD, Guidemaster, Nebulosity,
Astroart, MaximDL, K3CCD-Tools, ...) verarbeitet wird und die Motoren mit
zusätzlichen Schritten zum Autoguiding ansteuert.
Da ich bereits eine auf
Langzeitbelichtung umgebaute Webcam (SC-II), ein Videomodul und die DMK
21AF04.AS besitze, wollte ich nicht noch eine weitere kleine Kamera
kaufen. Ich entschied mich also für die Lösung mit dem GPUSB-Interface
und nutze die vorhandenen Kameras. Diese Lösung ist deutlich günstiger
im Anschaffungspreis. Je nach Dollarkurs kostet das Interface ca. 90 bis
100 Euro.
Mein "Nachführrechner" ist
der Laptop, den ich auch für meine Planetenaufnahmen nutze. Er hat
XP-Professional als Betriebssystem, damit Guidemaster und das Interface
problemlos zusammenspielen, habe ich vorsorglich die neueste ASCOM-Plattform 5.5
sowie Microsoft.NET Framework 3.5 installiert und die Plugins
für die DMK und das Starbook in Guidemaster eingespielt.
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Autoguiding-Anschluß am Starbook
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GPUSB-Interface
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Funktionstest
GPUSB-Interface:
Nachdem ich das Interface per
Post erhalten hatte, testete ich als erstes die Funktion ohne Starbook.
Dazu installierte ich das Programm "GPUSBCheck" und verband
das Interface über das USB-Kabel mit dem Laptop. Nachdem ich die Farbe
der LED vom Interface um- und
ein- sowie ausschalten konnte, war ich
sicher, daß die Kommunikation Laptop <-----> Interface funktioniert.
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Bedienfeld des GPUSBCheck
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Erster Guiding-Test
auf dem Balkon:
Am 1.7.2010 war es abends klar, also
startete ich die Nachführung meiner Sphinx, führte ein 4-Sterne
Alignment durch und öffnete Giotto. Damit stellte ich meine Webcam im
Fokus des 8" Newton an Arktur scharf. Anschließend schloß och
Giotto und startete ich
Guidemaster, verband das Interface mit meinem Laptop und gab die
Brennweite meines Teleskops ein. Als Montierung gab ich die Sphinx an
und stöpselte anschließend das RJ12 Kabel ins Interface. Ohne Guiding driftete Arktur langsam aus dem
Gesichtsfeld.
Bei den Einstellungen in Guidemaster
habe ich die "Standard-Einstellungen" aus dem Tutorial von
Herbert Kohlmann verwendet. Nach dem Fokussieren und Kalibrieren
startete ich das Autoguiding und Arktur blieb wunderbar auf dem
Fadenkreuz.
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Einstellung A:
Die Webcam lieferte 25 Bilder pro Sekunde,
durch Mitteln von
mehreren Bildern wurde das Seeing etwas ausgeglichen und die Guidingimpulse ergaben eine
geringere Abweichung von der
Sollposition.
Diagramm C:
Die obere Linie zeigt die Abweichung in RA,
die untere in DE.
Diagramm D:
Durch die Abweichung in DE ergab sich eine etwas länglich verzogene Punktwolke. Optimal wäre es, wenn alle Punkte im inneren grünen
Kreis liegen würden... |
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An diesem Abend hatte ich
fürchterliches Seeing, Guidemaster zeigte mir 5,6" FWHM an.
Die Nachführung in RA
funktionierte absolut problemlos,
aber in DE gab es leichte
Abweichungen.
Trotz der Abweichung in DE
versuchte ich mein erstes Foto huckepack mit der EOS 400D
und einem 500 mm Teleobjektiv. Nach 5 Minuten Belichtungszeit hatte ich
immer noch runde Sterne. Das Autoguiding funktionierte perfekt!
Allerdings ist der Himmel über Ludwigsburg alles andere als gut
geeignet für Deepsky-Fotografie. Zudem habe ich
vom Balkon aus ein sehr eingeschränktes Beobachtungsfenster. Aber mit diesem Setup kann ich jetzt
unter dunklem Himmel die Fähigkeiten meiner Sphinx hoffentlich
ausreizen...
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EOS 400D mit 500 mm Spiegeltele Huckepack auf dem 8"
Newton. Als Guidingcam verwendete ich das Lechnersche Videomodul im
OAZ vom 8"er.
Um die Kamera schnell wechseln zu können, habe
ich eine 40 cm lange Aluschine auf den hölzernen Rohrschellen des
Tubus fest verschraubt und auf Höhe des Montierungskopfes eine
Vixen Klemme für 2" Prismenschinen aufgeschraubt.
An das Stativgewinde meiner EOS schraube ich bei
Bedarf eine 15 cm lange 2" Prismenschine, die in der Klemme so
weit verschoben wird, daß die Kamera mit jedem Objektiv
ausbalanciert werden kann...
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An Venus habe ich das 500er Tele
scharfgestellt, dann mit dem Teleskop einfach tief in die Milchstraße
durch die Lichtverschmutzungsglocke von Stuttgart gehalten, einen
x-beliebigen, hellen Stern zum Nachführen genommen und 4x 5 Minuten
belichtet. Die Bilder gemittelt und freue mich über die runden
Sterne...
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First Light am 8./9.Juli 2010 mit 500 mm
Teleobjektiv, 4x 5 Minuten bei 400 ASA belichtet.
Kein Dark, kein
Flat, nur gemittelt...
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Nicht immer möchte ich mit dem schweren
8" Newton arbeiten. Für kürzere Brennweiten habe ich eine andere
Lösung:
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Bei TS fand ich diese
Parallelbefestigung für Foto und Leitrohr. Mit der Prismenklemme
kann man ein kleines Fernrohr sauber befestigen, die EOS 400D wird
mit der Fotoschraube links befestigt. |
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Als Leitrohr für mein 200 mm
Teleobjektiv und kürzeren Brennweiten für Übersichtsaufnahmen
dient mir dieses alte 200 mm Fotoobjektiv. In selbstgedrehten
Rohrschellen auf einer kurzen Aluplatte über einer Prismenschine
sitzt es bombenfest und kann über 3 Schrauben justiert werden wie
ein Sucher. Am M42 Gewinde des Teleobjektives sitzt eine
flachbauende Okularklemme, mit der jede Nachführkamera mit 1
1/4" Adapter angeschlossen werden kann. In dem rechteckigen
Alugehäuse ist mein Videomodul verbaut. Damit kann ich Sterne bis
7 mag zum Nachführen nutzen. |
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Bild wird nachgeliefert, dazu brauche ich einne 2.
Kamera... |
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So schaut die Montierung aus, wenn
mit kurzen Brennweiten gearbeitet wird. Je nach Gewicht des
Objektives an der EOS 400D kann sogar auf das kleine Gegengewicht
verzichtet werden. Vom Gewicht her ist das flugtauglich! |
Am 18.7.2010 wurde das Schneckenspiel der
DE-Achse neu eingestellt und nun funktioniert das Guiding noch besser.
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M57, Ausschnitt in Originalgröße,
First Light am 19.7.2010 mit 200 mm
Teleobjektiv bei Blende 8 und 800 ASA,
7x4 Minuten, Darkabzug, leider ist das billige 80-200
Teleobjektiv nicht besonders lichtstark und ich hatte nicht richtig scharf
gestellt.
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Der nächste Versuch, diesmal mit 500 mm Teleobjektiv parallel zu einem
kleinen Leitrohr am 31.7.2010:
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M57 am 31.07.2010 mit 500 mm
Spiegelteleobjektiv, 8x10 Minuten bei 800 ASA, Darkabzug, keine
weitere Bearbeitung.
Als Nachführoptik verwendete ich das 200 mm Teleobjektiv, das
Videomodul SK 1004 X diente mir als Guidingcam.
Bei 10 Minuten rauscht die Kamera gewaltig, hier sieht man
Artefakte, weil ich nur jpg´s aufgenommen habe.
Ausschnitt
in Originalgröße, die Grenzgröße liegt bei 14 mag
oder tiefer... |
Bei genauerer Betrachtung des Summenbildes zeigt
sich, daß die Montierung trotz Guiding eine sehr langsame Drift
(7 Pixel vertikal, 3 Pixel
horizontal) in den 80 Minuten der
Belichtung produzierte. Dadurch werden beim Mitteln die kleinen
Regionen auf dem Chip, die farbiges Rauschen aufweißen, zu
länglichen, schrägen farbige Flächen verstärkt, anstelle
weggemittelt. Abhilfe schafft da nur "Dithern", also der
manuelle oder automatische Versatz zwischen den einzelnen
Aufnahmen. Dann mitteln sich diese farbigen Flächen weg. Dazu
benötigt man jedoch mindestens 12 Aufnahmen. |
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Hier sieht man die Wirkung des
Ditherns, links ein Ausschnitt aus einer Einzelbelichtung, in der
Mitte 12 versetzt aufgenommene Bilder zu einem Summenbild
gemittelt, rechts das Summenbild, wenn auch noch Darks und Flats
gemacht wurden.
Der Versatz betrug etwa 40-60 Pixel bei der
Guidingcam
(= 10% des Gesamtfeldes) |
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Am 7. August wurde der
Himmel gegen 3 Uhr MESZ klar, also erfolgte der nächste Test mit
dem 500 mm Teleobjektiv, diesmal an M27. Da
die Nacht schon sehr
weit fortgeschritten war, wurde die Belichtungszeit der
Einzelbilder auf 3 Minuten reduziert, um noch 12 Bilder für einen
Ditherversuch zu gewinnen. Nach den Lights wurden noch 10 Darks
mit den selben Einstellungen aufgenommen und neue Flats
angefertigt. |
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M 27 mit 500 mm Tele f/8 bei 800
ASA, 12x3 min, Dark- und Flatabzug, nur leicht beschnitten.
Windböen, Durchzug
von Cirruswolken, Fokus nicht korrekt
getroffen.
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Ausschnitt in Originalgröße
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