Astronomische Beobachtungen mit Videokamera und
Kleinbildkamera-Objektiven
sowie Abbildungen im Fokus verschiedener
Fernrohre
letzte Änderung: 25.02.2002
Nach visuellen Beobachtungen und Astrofotografie mit einfachen Mitteln reizte
mich der Versuch, mit einer billigen 12 V Überwachungskamera
(Conrad-Elektronik, Spielzeugkameras von Aldi) auf Astropirsch zu gehen.
Mein Equippment:
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Kameraplatine |
Kameragehäuse |
Bajonetgegenstück |
Die Platine der schwarz-weiß Kamera habe ich zusammen mit dem Gehäuse
gebraucht gekauft, am Kameragehäuse ist ein M42 Innengewinde mit Steigung
1 (normales Fotogewinde) vorhanden. Da ich eine Canon Kamera besitze, haben
alle meine Fotoobjektive bis auf das 500 mm Spiegeltele einen
Bajonetanschluß. Also mußte ich mir etwas einfallen lassen, um
Kameragehäuse und Objektive stabil miteinander zu verbinden. Aus einer
defekten AE1 habe ich das Bajonetgegenstück ausgebaut. Demnächst
wird daraus ein Halter für die Objektive...
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s/w Monitor |
Kabelsalat |
Ein gebrauchter s/w Monitor war auch noch im Lieferumfang enthalten. Praktischerweise mit 12 V zu betreiben.Und auch Kabelsalat. 20 Meter Videokabel von der Kamera Richtung Monitor oder Videorekorder, leider nur 1,5 Meter von der 12 V Stromversorgung der Kamera zum Netzgerät in der 220 V Steckdose.
An meinem eigenen Fernrohr habe ich einen 1 1/4 Zoll Okularadapter, mit einem gedrehten Adapter läßt sich auch hier die Kamera anstelle eines Okulares einsetzen.
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1 1/4 Zoll Adapter, ebenfalls mit M42 Gewinde |
Halter für das Teleobjektiv |
Für den ersten Versuch wählte ich also mein Teleobjektiv, welches
über einen M42 Anschluß verfügt. Kameragehäuse angeschraubt,
und mit einem selbstentworfenen Halter das Tele auf dem Stativ fixiert.
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Zusammengebaut und auf einem Fotostativ montiert: |
Für die herkömmliche Fotografie habe ich schon vor längerer
Zeit einen 2"Adapter mit M42 Gewinde drehen lassen, den ich anstelle
eines Okulares in jeden Okularansatz einführen kann. Der leistete mir
jetzt gute Dienste.
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Kameragehäuse mit angeschraubtem 2"Adapter |
2" Okularadapter |
Mit dem C14 habe ich den Vollmond angepeilt und die Kamera am Sucherfernrohr anstelle des 2" Okulares angebracht. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Schärfeeinstellung hatte ich endlich ein Bild auf dem Monitor. Mehr als formatfüllend war der Vollmond zu erkennen. Die Krater am Mondrand kamen knackig scharf rüber. Nur das Seeing sorgte für ein verwabertes Bild.
Nun wollte ich es wissen - wie schaut es aus im Fokus des C14? Der Umbau ging recht schnell, dank des 2" Adapters am Kameragehäuse. Okular raus, Adapter rein. Und die Triebelei mit der Schärfe ging von vorne los. Da der Vollmond zentral im Bildfeld des Suchers stand, war auf dem Videomonitor etwa die Mitte des Vollmondes zu sehen. Flau und kontrastarm, fast nur weißer Bildschirm. Mit der Fernbedienung bewegte ich das C14 langsam in Richtung Mondrand. Der Kontrast nahm zu, erste Konturen wurden sichtbar, Krater, Rillen und Mare tauchten aus dem grauweisen Einerlei auf. Dann kam der Rand in Sicht. Plastisch stiegen Kraterwälle aus dem dunklem Mondrand auf, weiße Zentalberge blinkten aus den schwarzen Schatten. Allerdings waberte das Bild sehr stark durch die 3910 mm große Brennweite des C14.
Mit einem Videorekorder habe ich das Signal der Kamera aufgezeichnet, dann
ein Bild auf den PC überspielt und als jpg file gespeichert. Das Bild
wurde nicht weiter bearbeitet, lediglich etwas komprimiert, um die Ladezeiten
nicht über Gebühr zu erhöhen.
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Erster gelungener Beobachtungsversuch am 02.04.1999 gegen 01.30 Uhr im Fokus des C14 |
Da mittlerweile auch Mars deutlich über dem Horizont stand, versuchte
ich als nächstes den roten Planeten auf Magnetband zu bannen. Kuppel
gedreht, Fernrohr geschwenkt und mit der Feinbewegung unseren Nachbarplaneten
in die Gesichtsfeldmitte des Suchers zentriert. Die Videokamera habe ich
im Fokus des C14 belassen, um die Schärfeeinstellung nicht zu verlieren.
Ca. 5 Minuten mußte ich mit der Feinbewegung spielen, bis ein weißer
Fleck auf dem Videomonitor auftauchte. Wie wild hüpfte der Punkt in
der Bildschirmmitte umher. Er war einfach weiß, keinerlei Strukturen
waren zu erkennen. Auch nach der Überspielung auf den PC konnte ich
auf den einzelnen Halbbildern keine Konturen ausmachen. Ob es an dem schlechten
Vollmondhimmel oder aber an der Abbildungsqualität des C14 lag,
sollten weitere Experimente zeigen.
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Mars im Focus des C14 am 02.04.1999 gegen 02.30 Uhr |
Einige Tage später war der Himmel wieder klar, und diesmal versuchte
ich mein Glück am 7" Starfire. Dieses Fernrohr hat mit 1630 mm eine
deutlich kürzere Brennweite, dafür aber eine hervorragende
Abbildungsqualität. Mit dem 12,5 mm Okular wurde Mars genau in die Mitte
des Gesichtsfeld zentriert.
Der Versuchsaufbau war der gleiche wie am C14. Die Kamera wurde mit dem 2" Adapter im Fokus des Starfire angebracht, das Videosignal wurde über den Videorekorder zum Monitor weitergeschleift. Auch hier erwies es sich als schwierig, die Schärfe richtig einzustellen. Doch nach einigen Minuten waberte Mars als Lichtpunkt in der Mitte des Videomonitors. Auch diesmal keine auf dem Videomonitor sichtbare Konturen.
Am 29.04.1999 versuchte ich vom heimischen Balkon nochmals mit Stativ und Teleobjektiv mein Glück am fast vollen Mond. Formatfüllend stand er auf dem Monitor. Aber leider nur als weißer, konturloser Klecks. Ich bekam ihn absolut nicht scharf. Enttäuscht wollte ich abbauen, als auf einmal Konturen auftauchten. Ich hatte mit der Hand den größten Teil der Objektivöffnung bedeckt. Schnell besorgte ich mir ein Stück Pappe und schob es langsam vor die als Taukappe mißbrauchte Sonnenblende. Mit Tesa fixierte ich bei der besten Stellung und stellte anschließend nochmals scharf. Knackig kam das Bild auf dem Monitor rüber.
Abblenden, abblenden war das Zaubermittel. Etwas irritiert betrachtete ich mein Tele. Ca. 5% der Öffnung ließen noch Licht durch. Wou! Sonst suchen wir Amateurastronomen nach jedem Quentchen Licht, und hier mußte ich total abblenden...
Leider hatte lediglich mein ältester Videorekorder Anschlüsse für eine Videokamera, so daß ich auf ein 20 Jahre altes, oft bespieltes Betamax-Videoband für die erste Aufzeichnung zurückgreifen mußte. Daher die schlechte Bildqualität des "First Light" mit "Lowcost-Equippment"
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Mond, überbelichtet |
Mond nach Abblenden |
Der nächste Versuch galt unserem Zentralgestirn. Mit dem 500 mm Tele und einem metallbedampften Glasfilter rückte ich unserer Sonne auf den Pelz. Ohne Abblendung zeigte sich nur ein weißer Ball auf dem Bildschirm. Aber mit Pappe bastelte ich mir eine provisorische Blende. Über 95 % der Öffnung mußte ich abblenden, dann entdeckte ich erste Flecken auf der Sonne. Leider erhitzte die Sonne so schnell den geschlossenen Tubus des Spiegeltele, so daß ich mit dem Scharfstellen nicht nachkam. Gleichzeitig wanderte die Sonne immer schnell aus dem Gesichtsfeld, so daß es mir nicht gelang, vernünftige Bilder zu dokumentieren. Um mein Tele nicht zu zerstören, brach ich den Versuch nach kurzer Zeit ab.
Ich werde später nochmals versuchen, auch mit dem 500 er Tele die Sonne zu dokumentieren. Allerdings muß ich dazu erst einmal meine Nachführung am Teleskop reparieren und dann das Tele Huckepack auf die Montierung klemmen. Auf meinem kleinen Balkon habe ich keinen Platz, um mit einem weiteren Helfer, der im geeigneten Moment den Videorekorder bedient, dieses Experiment zu starten. Also hoffe ich auf sonnige Sommerwochenenden...
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Im Handel gibt es Adapter, mit denen das Videosignal auf eine Scartbuchse eingespeist werden kann. Mit einem Schiebeschalter kann zwischen Eingang und Ausgang des Signals umgeschaltet werden. Solch eine längliche Buchse besitzen mittlerweile alle handelsüblichen Videorekorder. Damit konnte ich das Signal auch auf meinen neuen VHS Recorder einspeisen und auf Band aufnehmen. |
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Fast Vollmond mit 500 mm Brennweite am 27.05.1999 |
Die Öffnung des Objektives mußte ich zu 95 % abdecken, um ein
kontrastreiches Bild zu erhalten. Als dünne Schleierwolken über
den Mond zogen, mußte ich die Abdeckung komplett entfernen um auf dem
Monitor noch etwas zu erkennen.
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Fast Vollmond mit 1000 mm Brennweite (Russentonne) am 27.05.1999 |
Durch die Verdoppelung der Brennweite wurde die Helligkeit soweit reduziert, daß nur noch eine geringe Abdeckung (ca. 10 %) notwendig wurde. Hauchdünne Schleierwolken oder Kondensstreifen von Flugzeugen erzeugten ein höchst dynamisches und für mich völlig ungewohntes Bild unseres Trabanten. Leider nimmt auch ein nur wenige Sekunden langer Videoclip dieses Schauspiels so viel Platz auf der Platte weg, daß ich ihn nicht darstellen kann.
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Abnehmender Mond mit 3910 mm Brennweite am C 14 am 2 .05.1999 |
Die Abbildung mit diesem Schmidt-Cassegrain schlägt die der Russentonne um Längen, auch die Montierung auf der Betonsäule und eine bedienerfreundliche Feinbewegung sorgten für höchsten Beobachtungsgenuß.
Das Handling mit Videorekorder, Monitor und Kabelsalat ist etwas umständlich; nicht überall habe ich einen 220 V Stromanschluß.
Vorläufiges Fazit:
Zur Beobachtung von Sonne, Mond und Planeten ist diese
kleine und preiswerte Videokamera durchaus geeignet, besonders für
öffentliche Führungen mit Schulklassen oder am Teleskop ungeübten
Beobachtern dürfte sie eine Bereicherung des Führungsumfangs
darstellen. Allerdings ist eine stabile Montierung des Fernrohres absolut
notwendig.
Ein stabiles Foto- oder Videostativ ist leider ungeeignet, da es viel zu
sehr schwingt und die fehlende automatische Nachführung innerhalb von
wenigen Sekunden dafür sorgt, daß das angepeilte Beobachtungsobjekt
aus dem Gesichtsfeld der Kamera wandert.
Durch ihre geringe Empfindlichkeit in Bezug auf Helligkeit
ist diese Kamera jedoch nicht geeignet, um Sternbedeckungen schwacher
Sterne unter 5 mag am dunklen Mondrand zu beobachten.
Noch Fragen oder Anregungen? Einfach eine Mail an: "webmaster@silvia-kowollik.de".
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